Authentische Berufsorientierung bei der Maler und Lackierer Innung München

Schule beendet und nun?

Viele junge Menschen sind zunächst froh die Schule hinter sich gelassen zu haben, aber dann geht es schon direkt weiter. Ausbildung, Studium oder doch weder noch? Zugegebenermaßen einfach ist es nicht. Was wissen circa 16-jährige denn schon von der Berufswelt, geschweige denn was man überhaupt alles machen kann? Schon alleine im Handwerk gibt es circa 130 Ausbildungsberufe. Man kann bei der Suche nach der richtigen Ausbildung leicht „lost“ sein, so wie es die derzeitige Generation wohl beschreiben würde.

Betrachtet man die gegenüberliegende Seite, also die Betriebe, dann werden sie von Nachwuchssorgen heimgesucht. Gemäß dem Zentralverband des deutschen Handwerks mangelt es bundesweit an ca. 250.000 Mitarbeitern.

Auch die Maler-Branche ist hiervon stark betroffen, die Anzahl der Auszubildenden in Deutschland ist seit Jahren rückläufig.  Es gibt vielseitige Aktionen und Kampagnen von Verbänden, den Handwerkskammern sowie von einzelnen Unternehmen mit dem Ziel die Jugendlichen abzuholen und über die Berufe zu informieren. Doch welche Aktionen zur Nachwuchsgewinnung wirken sich positiv auf die derzeitige Generation aus?

Klar ist, dass die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, mit und in der digitalen Welt lebt. Die Generation Z wurde in ein digitales Zeitalter hineingeboren, das ohne Internetverbindung oder technologische Geräte nicht mehr auskommt. Das Smartphone wird vollständig in die Lebenswelt integriert. Keine andere Personengruppe verbringt so viel Zeit im Netz. Die Kommunikation verläuft größtenteils über das Internet und dies verändert die Art und Weise, wie man miteinander in Kontakt tritt und wo man sich eigentlich Informationen beschafft. Es gibt mehr Schulungs- und Lernmöglichkeiten als je zuvor. Schüler, die sich entscheiden müssen, haben die Qual der Wahl. In den meisten Fällen informieren sie sich neben Social Media, aber nach wie vor auch über persönliche Verbindungen, Freunde und Familie.

Instagram: #handwerkbeginntimkopf

Den Social Media-Trend machte sich die Maler und Lackierer Innung München zu Nutze und registrierte sich vor 1,5 Jahren bei Instagram.

#handwerkbeginntimkopf

Handwerkbeginntimkopf – so heißt der Account und ist gleichzeitig der Slogan der Maler und Lackierer Innung München.

Handwerk ist Einstellungssache, entweder man ist von Grund auf überzeugt oder man muss eben noch überzeugt werden.

Dieses Ziel verfolgt der Account: junge Interessenten von einer Ausbildung zum Maler und Lackierer, Fahrzeuglackierer oder Schilder- und Lichtreklamehersteller zu überzeugen und die Vielseitigkeit und das Kreativitätspotential der einzelnen Berufe darzustellen.

Der Inhalt des Accounts wird im Bildungszentrum für Farbtechnik und Raumgestaltung der Maler und Lackierer Innung produziert und stammt -und das ist wohl auch das Besondere- von den Auszubildenden selbst.

Die Aufzeichnungen, wie Fotos, Videos, Interviews übernimmt Frau Breunig, Leiterin des Bildungszentrums, um einen einheitlichen Auftritt zu gewährleisten.

Wichtig ist doch die Authentizität, betont Frau Breunig. Wollen die jungen Schulabgänger nicht ein reales Abbild von der Berufsausbildung und von den Perspektiven bekommen? Einen Einblick in die anfallenden Aufgaben? Mal zu Gesicht bekommen, welche Typen von Menschen diese Ausbildung absolvieren? Kann ich mich damit identifizieren oder nicht?

Selbst wenn man sich damit nicht identifizieren kann, ist auch viel gewonnen. Wichtig ist, dass die jungen Schulabgänger die passende Ausbildung finden und nicht irgendeinen Beruf starten, um diesen wieder schnellstmöglich an den Nagel zu hängen. Der Einstieg in die Arbeitswelt sollte sich positiv gestalten, denn auch hier gilt: der erste Eindruck zählt.

Es gibt eine Vielzahl von Vorteilen, die für eine Berufsausbildung im Handwerk sprechen. Viele von den Hardfacts, wie z.B. einen krisensicheren Job, dass Fachkräfte gefragt sind, gute Karrieremöglichkeiten fallen einem direkt ein.

Allerdings sind die interessanten Themen, welche auch den Zeitgeist der Generation Z ausmachen meist nicht auf Anhieb präsent. Die Berufsausbildung im Handwerk ist gerade durch die Selbstverwirklichung, das kreative Arbeiten, das hohe Maß an Selbstbestimmung, das Arbeiten mit Ausbildern/Vorbildern, die Förderung der eigenen Talente, die Unabhängigkeit, der Umgang mit Menschen und die sichtbaren Erfolge für die jungen Generationen sehr attraktiv.

Im Gegensatz zu den Babyboomern wird der Fokus mehr auf die eigenen Werte gelegt. Die Arbeit soll Spaß machen und man möchte sich in einer guten Work-Life-Balance bewegen.

All diese Vorteile sind in einer handwerklichen Berufsausbildung vereint und werden versucht auf dem Account #handwerkbeginntimkopf darzustellen.

Die Interaktionsmöglichkeiten sind ebenfalls gegeben und werden wahrgenommen in Form von Nachrichten, Kommentaren und Likes. 

Mittlerweile hat der Account über 1.120 Follower und wächst stetig.

Workshops: Interessenten im LIVE-Austausch mit Azubis

Überzeugt ist die Maler und Lackierer Innung München von einer weiteren Maßnahme zur Berufsorientierung, an der ebenfalls wieder die Auszubildenden mitwirken: die Möglichkeit eines direkten Austausches zwischen Interessenten und Auszubildenden.

Die Teilnehmer sind Schüler, Schulabsolventen und Berufsberater von der Arbeitsagentur. Der Workshops zur Berufsorientierung –an dem in der Regel zwischen 12 und 16 Personen teilnehmen– ist wie folgt aufgebaut:

Begonnen wird mit einer Vorstellungsrunde, hier werden die Interessen, Erfahrungen und Wunschvorstellungen abgefragt, um bestmöglich auf die Bedürfnisse und Fragen der Teilnehmer eingehen zu können.

Danach folgt ein Theoretischer Teil, der anhand einer Powerpoint-Präsentation vermittelt wird. Folgendes wird aufgegriffen:

-         allgemeiner Überblick über die drei ansässigen Gewerke,

-          Darstellung des Ausbildungsverlaufes, sowie

-          Karrieremöglichkeiten im Handwerk.

Danach folgt der Praktische Teil.

Die Teilnehmer haben die Möglichkeit den Auszubildenden in der Werkstatt über die Schultern zu schauen und können Fragen stellen. Häufig werden Fragen gestellt wie: warum hast du dich für die Ausbildung entschieden? Bei welchem Betrieb bist du? Würdest du die Ausbildung wieder machen? Was machst du nach der Ausbildung? Gibt es etwas, was dir in der Ausbildung nicht gefällt? War die Zwischenprüfung schwer? Findet man schnell Anschluss in der Berufsschule? Ist die Ausbildung als Frau gut machbar? Wie viel verdienst du in der Ausbildung? Wie viel verdient man ungefähr nach der Ausbildung? Weißt du schon, ob du nach der Ausbildung übernommen wirst?

Doch welcher Gedanke steckt dahinter, die Interessenten mit den Auszubildenden in Kontakt zu bringen: ganz einfach, unverblümt Fragen stellen zu können an Personen, die der gleichen Generation angehören, denn da tickt man doch gleich und spricht auf Augenhöhe, oder?

Unser Fazit zu dem Vorgehen ist, dass ehrliche Fragen ehrliche Antworten erhalten und die Berufsorientierung somit authentisch wird. Die Rückmeldungen dazu könnten nicht besser sein, die ersten Interessenten starteten im Herbst 2022 in die Ausbildung.

Zum Schluss des Workshops wird noch eine Fazit-Runde gestartet, um abzufragen, ob Interesse für die Ausbildungsberufe besteht oder nicht.

Bei Interessenbekundung wird Unterstützung bei der Betriebssuche angeboten, denn auch hier muss man sich erst orientieren, da es große Unterschiede gibt.

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Großzügige Spende von Jochen Mariel

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